20.05.2024
Als Exponat des Monats - Mai 2024, stellen wir Ihnen den Stahlhelm M18 näher vor, der in der MGS - Militärgeschichtliche Sammlung Augustdorf ausgestellt ist.
Dieser Lederhelm wurde am 23. Oktober 1842 für die Truppen des Königreichs Preußen eingeführt und nach und nach von allen Armeen der deutschen Bundesstaaten übernommen. Dieser Lederhelm hatte seine Feuertaufe in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 erhalten und dabei seine Brauchbarkeit bewiesen. Diese Helme waren sehr schön anzusehen und eigneten sich in den über vierzig Friedensjahren zwischen 1871 und 1914 vor allem für Paraden, aber den Anforderungen des modernen Krieges waren sie nicht mehr gewachsen. Solange der Krieg noch als Bewegungskrieg geführt wurde, gab es für die Soldaten keine größeren Probleme. Aber beim Grabenkrieg zeigte es sich sehr bald, dass der Lederhelm den sich geänderten Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Die Munition war im Laufe der Zeit nicht nur wesentlich brisanter geworden, vor allem im Trommelfeuer der Artillerie zeigte sich, dass der Lederhelm seinem Träger nicht mehr den erforderlichen Schutz gegen Geschosse, Granat- und Gesteinssplitter bot. Täglich blieben Tausende mit schwersten Kopfverletzungen liegen, aber die Sorge um den Nachschub von Munition und Waffen war wichtiger, als ein wirksamer Kopfschutz. Obwohl er immer wieder von den Truppen an der Front gefordert wurde, hatte das Preußische Kriegsministerium offensichtlich eine Abneigung gegen Helme aus Eisen- bzw. Stahlblech, wie man verschiedenen diesbezüglichen Schreiben entnehmen kann.
Das änderte sich erst im Sommer 1915, als Professor Friedrich Schwerd von der Technischen Hochschule Hannover, damals Hauptmann der Artillerie beim Stabe der Etappeninspektion der Bülowschen Armee, den Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Bier, damals beratender Chirurg beim 18. Armeekorps in St. Quentin, bei der Einrichtung eines Operationssaals mit einem starken Stahlmagneten unterstützte. Dieser Stahlmagnet diente zur Erfassung von im Gehirn steckenden Geschosssplittern.
Professor Dr. Bier hatte festgestellt, dass nur etwa 17 % der Kopfverletzungen durch Infanteriegeschosse und 83 %durch Splitter hervorgerufen wurden. Diese Splitter, die häufig die Größe einer Erbse oder eines wenige Millimeter großen Streichholzstückchens nicht überschritten, riefen dennoch die verheerendsten Gehirnverletzungen hervor.
Auf einer der Rückfahrten von diesen Operationen schlug Professor Schwerd vor, einen einstückigen Helm aus vergütetem Chromnickelstahl bzw. einem ähnlich legierten Stahl zu fertigen und stellte die Behauptung auf, dass durch einen solchen Helm Geschosssplitter, wie er sie bei den Operationen kennengelernt hatte, mit Sicherheit abgehalten werden würden.
Das schrieb Geheimrat Bier an das Hauptquartier und wenige Tage später, am 01. September 1915, wurde Hauptmann Schwerd in das Kriegsministerium nach Berlin berufen. Hauptmann Schwerd traf in Berlin mit einer fertigen Idee zum Stahlhelm ein und trug diese dem Chef der Bekleidungsabteilung, Oberstleutnant von Feldmann, vor. Dieser willensstarke und einsichtsvolle Offizier hielt von nun an seine schützende Hand über den Erfinder.
Nun begann die Kleinarbeit, welche in ununterbrochener Folge zur Wahl des Werkstoffes, zur Schaffung des Modelles, , zur Herstellung der Probehelme, zum Beschuss, das heißt der Erprobung desselben auf dem Schießplatz in Kummersdorf und schließlich zu dem Beschluss führte, den Helm für die Armee einzuführen.
Die Form des Helms war so gewählt, dass Geschosse und Splitter abprallten und schräg auftreffende Gewehrgeschosse noch ohne einzudringen abgelenkt wurden. Die vollendete, künstlerische Form verdankt der Helm aber in erheblichem Maße der kunstsinnigen Gattin von Professor Schwerd.
Ende Januar 1916 gelangten die ersten 30000 Helme an die Front. Bei den Stoßtruppen vor Verdun fand er begeisterte Anerkennung. Aufgrund der positiven Erfahrungen im Großversuch verfügte der Chef des Generalstabes, General von Falkenhayn, die Einführung des Stahlschutzhelmes M 16 für das Feldheer in der 2. Hälfte des Monats Februar 1916.
Im Mai 1917 wurde durch das Bekleidungsbeschaffungsamt des Kriegsministeriums die Innenausstattung der Helme geändert. Der Helm erhielt dadurch die neue Bezeichnung „M 18“. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges hat man rund 7,5 Millionen Stahlhelme hergestellt.
Nach dem Ende des Kaiserreiches wurde der Stahlhelm von den noch existierenden Teilen der alten Armee, der vorläufigen Reichswehr, den Freikorps und den Volks- und Einwohnerwehren und schließlich der Reichswehr in der alten Form und Farbe weitergetragen.
Am 01. Januar 1921 trat für die Reichswehr eine neue Uniformbestimmung in Kraft. Dieser Bestimmung zufolge war unter dem linken Lüftungsbolzen ein Wappenschild in den Farben des Landes, dem der Truppenteil zugehört, von Hand anzubringen.
Bei dem Stahlhelm in unserer Sammlung handelt es sich um einen Stahlschutzhelm M 18. Da er von einem Soldaten des ehemaligen preußischen Infanterieregiments 18 getragen wurde, trägt er ein schwarz-weißes Wappenschild.